JILLIAN
Wir brauchen es zum überleben. Es stillt
ein Grundbedürfnis des Menschen. Wir kommen täglich damit in Berührung. Es kann
ein breites Spektrum an Gefühlen auslösen, von tiefer Depression bis zur
vollkommenen Befriedigung. Kulturen definieren sich darüber oder werden darüber
definiert. Hat’s schon geklickt? Richtig, die Rede ist von Essen. Tönt recht
langweilig, ist es aber gar nicht. Habt ihr gewusst dass die so genannte
Kaffeesorte Kopi Luwak, der mit 100 Euro pro Kilo der teuerste Kaffee der Welt
ist, zuerst durch den Verdauungstrakt einer speziellen Schleichkatze wanderte,
bevor die Bohnen ausgeschieden, eingesammelt und dann geröstet wurden? Oder
dass man (im Notfall) Kokosnussmilch als Blutersatz verwenden könnte? Oder dass
die American Airlines im Jahre 1987 40'000 $ gespart haben, indem sie in der
first class eine Olive weniger auf den Salat getan haben?
MELISSA



Es
heisst ja immer: „andere Länder, andere Sitten.“ Die Wahrheit dieser Aussage
zeigt sich auch zu Tische. Wenn man bei jemandem in der fernöstlichen Kultur zu
Gast ist gehört Schmatzen und nach dem Essen rülpsen zur feinen Gangart,
wohingegen man hier einen schiefen Blick erntet oder im allerschlimmsten Fall
nach Hause verwiesen wird. So unkompliziert wie sich die Fernoststämmigen in
unseren Augen gegenüber dem Schmatzen und Rülpsen verhalten, desto allergischer
sind sie auf Verhaltensmuster, die wir nicht mal bemerken würden. Man sollte
sich niemals am Tisch die Nase schnäuzen, denn das ekelt den Chinesen, dass es
ihm kalt den Rücken runterläuft. Und man sollte auch nicht die Stäbchen in die
Reisschale reinstecken, denn das gilt als böses Omen. Und zum Beispiel in China
sollte man aufpassen, wenn man eine Einladung fürs Restaurant erhält, dass man
sagt wenn man genug gegessen hat, da die Chinesen im Allgemeinen zuviel Essen
bestellen, da es als beschämend gilt, wenn alles gegessen wird, was bestellt
wird.
GIULIA

Auch in der Kunst ist Essen omnipräsent.
Das klassische Anfängermotiv; eine Früchteschale, mit was wurde Andy Warhol
weltberühmt? – Richtig mit seiner Darstellung von Campbells Tomatensuppe.
Danach setzte er noch einen drauf mit seiner ebenfalls sehr populären Banane,
die dank ihrem Kultstatus Agendas, T-shirts, Tassen (…) rund um die Welt
schmücken darf. Ich denke, dass die Schönheit und Beliebtheit dieser Dinge in
ihrer Banalität und ihrer bestens bekannten Erscheinung liegen. Wieso dass dies
dann Warhol zu einem Genie machen soll? –Warhol ist zweifelsohne ein Genie, das
liegt erstens daran, dass diesen Bildern trotz ihrer Einfachheit etwas
spezielles, stimmungsvolles anhaftet, und zweitens, ich mein, Hallo?!, wer
schafft es eine Büchse Tomatensuppe so Dekorativ abzubilden, dass sie in (fast)
jedes Wohnzimmer passt?
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Pictures by: Anja Fiebiger
Make-Up: Jonas Lütolf/Anja Fiebiger
Models: Jillian Fischer, Melissa Kälin, Giulia Bosio
Text: Johannes Truffer |