Interview Marc Stone
Marc Stone ist die Verkörperung – und gleichzeitig
Weiterentwicklung – der Schweizer Modeszene. Überlegt, ruhig und sehr bedacht
aber voller Schaffenskraft präsentierte der Designer
seine Kollektion am „Les Trouvailles de Fiona“ im Kaufleuten Zürich. Trotz
Shows in Paris, Mailand, New York und einer baldigen Expansion in den
asiatischen Markt ist Marco Steiner auf dem Boden geblieben und war gerne
bereit, uns ein paar Fragen zu beantworten.
Du hast dich für eine H/W Kollektion vom Künstler Anselm
Kiefer inspirieren lassen. Er hat mal gesagt, dass man Wahnsinn nur verarbeiten
kann, wenn man sich hinein begibt. Wie wahnsinnig bist du?
Sehr wahnsinnig natürlich – sonst würde ich den Einstieg in
die Modewelt gar nicht wagen. Nein, die Inspiration für meine Kollektion kommt
eher von den emotionalen, dunklen Welten die in seinen Bildern sehr typisch
sind. Auch der philosophische Aspekt daran gefällt mir, die innere Welt die er
aufbaut...ich bin ein Designer, der zuerst nicht auf das Stilistische achtet
sondern sich am Anfang immer fragt, was ist meine Vision, meine Idee...viele
Leute sind heutzutage isoliert, sei es von den Medien oder von ihrem Umfeld.
Ich habe mich gefragt, wo steht der Mensch in solchen Momenten? Hier kommt
wieder Anselm Kiefer ins Spiel, der mit seinen inneren Welten genau das
anspricht.
Wie zeigt sich das dann konkret in der Kollektion?
Jedes Kleidungsstück ist sehr vielfältig, hat innen und aussen Taschen, mehrere Lagen – quasi die schichten der Persönlichkeit. Versteckte
Materialien, Schichten die man offen tragen kann oder nicht, Reissverschlüsse –
wir haben versucht, die erwähnte innere Welt nach aussen zu holen.
Würdest du dich dann eher als offene oder als
verschlossene Person bezeichnen?
Beides – als Fashion Designer muss man sich präsentieren
können, offen sein. Denn sonst kommt man in der Branche nicht voran. Geht es
mir aber um den Schaffensprozess, bin ich sehr zurückgezogen – aber immer
zusammen mit meinem Team, mittlerweile sind wir 6 Leute die zusammen an den
Kollektionen arbeiten.
Wer trägt deine Kleider? Gibt es einen Marc-Stone Mann?
Der typische Mann ist für jede Kollektion anders – für diese
Kollektion stand ein sehr
tiefsinniger, eher scheuer, aber doch sehr starker Mann im Mittelpunkt. Er weiss
was er will, entwickelt sich aber trotzdem immer weiter. Generell könnte man
sagen, wer Marc Stone tragen will, braucht ein gewisses Gespür für Mode und
muss sich im Klaren sein, dass man mit den Kleidern, die man trägt, auch immer
etwas aussagt.
Hast du in der Modebranche eine Person, die dich sehr
inspiriert?
Ich bewundere viele Menschen, Vivienne Westwood zum Beispiel
finde ich rein charakterlich eine tolle Person, sie hat soviel für die Branche
getan – die wahre Rebellin. Aber auch jemand wie Rad Hourani oder Damir Doma,
die ihr völlig avantgardistisches Ding durchziehen finde ich auch super. Man
könnte allgemein sagen, mir gefallen Menschen, die ihren Weg gehen, individuell
sind und sich nicht ablenken lassen – egal aus welcher Branche sie kommen.
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